Okiku
Okiku
Die hübsche, junge Okiku war Hausmädchen im Haushalt eines angesehenen Samurai, und sie erledigte ihre Aufgaben immer vorbildlich nach bestem Wissen und Gewissen, und zur Zufriedenheit ihres Arbeitgebers.
Allerdings wurde, wie es so oft passiert, dem Mädchen seine eigene Schönheit zum Verhängnis, denn die Hauherrin misstraute Okiko und verdächtigte sie, den Hausherren verführen zu wollen. Immer stärker wurde die Eifersucht der Frau und schließlich ersann sie einen Weg die unbequeme Konkurrentin los zu werden.
Im Haushalt gab es 10 Platten aus kostbarem Porzellan, deren Pflege Okiku unterlag, was diese auch gewissenhaft tat. Die Hausherrin zerbrach nun eine dieser Platten und beschuldigte Okiku sie zerbrochen zu haben, was diese natürlich abstritt. Der Samurai glaubte jedoch seiner Frau und geriet über Okikus Verhalten schließlich derart in Wut, das er das arme Mädchen in den Brunnen warf. So war die Hausherrin endlich die junge Frau losgeworden, so glaubte sie zumindest.
In der Folgenden Nacht, zur Stunde des Ochsen war im ganzen Haus Okikus Stimme zu hören, die langsam immer verzweifelter werden zählte. Immer begann sie bei eins und endete bei neun, als die verängstigten Hausbewohner nach dem Ursprung der Stimme forschten, konnten sie nur feststellen das sie aus, oder aus der nähe des Brunnens zu kommen schien.
Das wiederholte sich Nacht für Nacht, und selbst ein Mönch aus dem nahegelegenen Tempel schaffte es nicht Okikos Geist zu beruhigen. Endlich hatte ein Freund der Familie eine Idee, er versteckte sich nahe am Brunnen und wartete die Nacht ab, und als das Zählen zur Stunde des Ochsen wieder begann rief er, als die Stimme bei neun angekommen war, laut zehn.
Daraufhin hörte man nur noch ein erleichtertes Seufzen von Okikos Stimme „ Endlich“ und der Spuk kehrte von nun an nicht wieder.
Die Geschichte von Okiko ist eine der klassischen japanischen Geistergeschichten und wird in Zahlreichen Variationen, die sich zum Teil stark unterscheiden, überall in Japan erzählt. Die bekannteste Version spielt auf der Burg Himeji, und der dortige Brunnen, indem das Arme Mädchen angeblich geworfen wurde, ist eine Touristenattraktion.
Okiko ist auch nur ein Name, es gibt auch andere. In manchen Versionen schlägt sie auch unerwünschte Annäherungsversuche ihres Herrn aus, der daraufhin eine Platte zerbricht. Das Ende ist jedoch immer dasselbe, der Geist des Hausmädchens sucht nicht nach Rache und schadet niemanden, er will nur Frieden finden.
Das bild ist ein Farbholzschnitt von Tsukioka Yoshitoshi, etwa um 1890, aus seiner 36 Geister Serie.
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