Der Leichendieb
Der Leichendieb
Vor langer Zeit verirrte sich Muso Soseki, auf einer Pilgerfahrt, in den Bergen. So war er froh als er auf eine alte Einsiedelei stieß. Der alte Mönch der dort lebte wies im den Weg zu einem nahegelegenen Dorf, und er machte sich gleich auf den Weg.
Als er das Dorf erreichte war es schon später Nachmittag und Muso Soseki war müde von der Reise. Er wurde freundlich aufgenommen und ihm wurde sogleich ein Quartier im Haus des Dorfoberhaupts vorbereitet. Dabei erfuhr er, dass das Oberhaupt gerade verstorben sei, und nun in einem Seitenraum aufgebahrt war.
Der Sohn des Oberhaupts erklärte ihm, dass es im Dorf Sitte sein, in der Nacht, nach dem Tot eines Dorfbewohners, das Dorf zu verlassen. Sonst würde ein Fluch auf das Dorf fallen. Doch da Muso Soseki kein Dorfbewohner war, und ausserdem ein Mönche, könne er bleiben, und sich von der Reise erholen.
Danach verließen die Bewohner das Dorf und Muso Soseki blieb alleine zurück. Er ging in das Zimmer in dem die Leiche aufgebahrt worden war, und begann Gebete für die Begräbnisriten zu sprechen. Mitten in der Nacht nahm er plötzliche eine andere Präsenz in dem Raum wahr. In diesem Moment konnte er sich nicht mehr bewegen, als währe er gefesselt. Dann erschien ein dunkler Schatten, verschlang den Leichnam, und verschwand wieder.
Als er am nächsten Morgen den Dorfbewohnern davon berichtet, sagte der Sohn des Toten, das es genauso sei wie immer erzählt würde. Muso Soseki fragte warum man nicht bei der alten Einsiedelei um Hilfe gebeten habe. Da antwortet der Sohn des Oberhaupts erstaunt, dass es einen solchen Ort nicht gäbe. Schon seit Jahren lebte in dieser Gegend kein Priester oder Mönch mehr.
Erstaunt machte sich Muso Soseki auf den Weg zu der Einsiedelei, und fand sie auch gleich. Der Mönch hieß in willkommen und senkte sein Haupt. „ Entschuldigt das ihr das letzte Nach mit ansehen musstet“. „Das Monster das die Leiche fraß war ich“. „Ihr müsst wissen, vor langer Zeit war ich ein Priester und lebte in diesem Dorf“. “Auf vielen Begräbnissen tat ich meine Pflicht, doch stets dachte ich dabei nur an den Lohn, den ich erhalten würde“. “Für diese Gier wurde ich als Jikininki wiedergeboren, und muss mich nun von Leichen ernähren“. Ich bitte euch guter Mönch, erlöst mich“.
Kaum hatte er das gesagt, verschwand er mitsamt der Einsiedelei. Alles was zurückblieb, war ein alter, moosbewachsener Grabstein. Sogleich begann Muso Soseki damit Sutren zu lesen, um die arme Seele zu erlösen.
Das ist eine bekannte Japanischer Geistergeschichte, typisch für Jikininki. Ich habe sie hier frei wiedergegeben. Muso Soseki war übrigens ein berühmter japanischer Zen Meister der Ende des 13ten Jahrhunderts lebte.
Siehe auch:
Jikininki
Fudakaeshi (札返し)
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